Gärten und Blühflächen im Herbst und Winter
– Bitte kein „Herbstputz“!

Schön war der Sommer – welch ein Blühen in unseren Gärten und auch immer mehr auf unseren Wiesen, an den Feldrändern, Böschungen und Wegen! Der Regen im Spätsommer und Herbst hat den Blühflächen nochmal einen richtigen Schub gegeben und für eine erfreuliche Nachblüte und für einen herbstlichen Farbenrausch gesorgt. Doch jetzt geht die Gartensaison allmählich zu Ende. Mensch und Tier stellen sich so langsam auf die kalte Jahreszeit ein und ziehen sich zurück. Bei uns Menschen ist das meist damit verbunden, dass wir mit dem Prozess des Rückzugs in die warme Stube Ordnung in unseren Gärten schaffen wollen. Alles muss aufgeräumt und „sauber gemacht“ werden. Ein letztes Mal surrt der Rasenmäher, der Laubbläser heult, hier und da kreischt eine Heckenschere, die Häcksler laufen zu Hochtouren auf. Jetzt geht’s nochmal richtig rund in den Gärten, alles wird geschnitten und frisiert, was da zu lang und dort zu groß gewachsen ist und hier vermeintlich nicht hin gehört. Erst dann hat der „ordentliche deutsche Bürger“ ein gutes Gewissen, sich von der Gartenarbeit bis zum nächsten Frühling zurück zu ziehen.

Doch aus botanischer und ökologischer Sicht treiben wir hier den größten Unfug! Ein herbstliches „Aufräumen“ der Gärten nimmt vielen Insekten und Kleintieren wertvollen Lebens- und auch Nahrungsraum, nimmt den Wurzeln und jungen Knospen am und im Boden den wertvollen Winterschutz und setzt sie der Kälte und dem eisigen Wind aus. In eine Blühwiese oder Staudenrabatte, die im Herbst stehengelassen wird, ziehen sich die Insekten in die abgestorbenen Pflanzenteile zurück, um den Winter zu überdauern. In den Stängeln wachsen Larven für die nächste Generation heran, die Vögel laben sich von den Samen in den Blütendolden der Stauden und von den Früchten der Gehölze. Würde man jetzt schneiden oder mähen, zerstört man dieses wertvolle Habitat für so viele Tiere. Zudem ist der Anblick von vereisten oder bereiften Blüten und Gräsern attraktiver, als der einer „nackigen Fläche“. Auch viele Sträucher werden am besten nicht im Herbst, sondern im Frühling oder Frühsommer direkt nach der Blüte geschnitten, so zum Beispiel die Deutzie, die Forsythie, die Kolkwitzie, der Gartenjasmin (Philadelphus), die Zier-Johannisbeere und die Frühlingsspiere. Auch Schneebeere, Flieder, Schneeball und Weigelie gehören dazu. Ein „Bubikopf-Schnitt“ im Zuge der Gleichmacherei ist verpönt.

Viel attraktiver ist es, wenn Blütensträucher ihren natürlichen Wuchscharakter zur Schau stellen können und nur sanft ausgelichtet und alte Äste komplett herausgenommen werden. Gräser sollte man ebenfalls besser nicht im Herbst zurückschneiden. Der richtige Schnittzeitpunkt ist das Frühjahr, wenn die Tage wieder wärmer werden. Kurz geschnittene Gräser sind dem Frost schutzlos ausgesetzt, können stark geschwächt werden, teilweise oder gar ganz erfrieren. Das Falllaub gehört von der Wiese gerecht, in den Beeten und Rabatten aber kann es verbleiben. Zweige, kleine Äste und Laub in der Gehölzrabatte geben Insekten und kleinen Nagern Unterschlupf und bieten den Frühjahrsblühern eine schützende Decke, unter der sie sich gut entwickeln können. In der nächsten Saison sorgt die Verrottung der Blätter für nahrhaften Humus im Beet. In einem ungenutzten Eck` können Laub und Ästchen zu einem Laubhaufen zusammengerecht werden. Hier macht es sich der Igel gemütlich, damit er, gestärkt aus dem  Winterschlaf, im Frühjahr wieder in Ihrem Garten auf „Schneckenjagd“ gehen kann.

Ihre kleinen Gartenbewohner und die Landkreis Aschaffenburg Summt-Initiative danken Ihnen für das Zulassen von etwas mehr „naturhafter Unordnung“ in Ihrem Graten.

Ihre Initiative „Der Landkreis Aschaffenburg summt!“

 

Anmerkung der Gemeinde Karlstein am Main:
Aus den vorgenannten Gründen werden in unserem Gemeindegebiet von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bauhofs auch im Herbst die trockenen Stängel der Stauden nicht geschnitten und nicht jedes von den Bäumen fallende Blatt von den Pflanzbeeten entlang der Straßen und auf den Friedhöfen gerecht.

  • Blühflächen in und um Karlstein
  • Anlage von Blühflächen
  • Der intelligente Blumenkasten
  • cof

    Die Blüh-„Starterfläche“ hinter dem Rathaus entsteht.

    BLÜHWIESEN-AKTION * BLÜHWIESEN-AKTION * BLÜHWIESEN-AKTION

    Blumensamen für Blühwiesen in Privatgärten

    Auch in diesem Jahr liegen ab 20. April 2020 für die Karlsteiner/innen wieder kostenlose Samentütchen (in dern Rathaus-Schleuse) bereit. Heuer wurde die Saatgutmischung „Veitshöchheimer Sommertöne“ ausgesucht. Pro Haushalt darf ein Samentütchen (ausreichend für 5 m²) mitgenommen werden. (Nur so lange der Vorrat reicht).

    Auf auf diesem Weg möchte die Gemeinde Karlstein ihren Beitrag leisten, dem allgegenwärtigen Insektensterben entgegenzuwirken.

    WIESEN-AKTION * BLÜHWIESEN-AKTION * BLÜHWIESEN-AKTION


    Die Gemeinde Karlstein hat sich im Februar 2019 offiziell in Koordination mit dem Umweltbeirat FÜR die aktuell landkreisweite Aktion „Der Landkreis Aschaffenburg summt“ (Projekttitel)  ausgesprochen. Auch Karlstein möchte im Rahmen des Möglichen zu den ökologischen Vorteilen für Artenschutz und Biodiversität von Insekten und Vögeln, die dieses Projekt bietet, beitragen.

    Erreicht wird dies durch Blüh- statt Grünflächen. Darüber hinaus  bedeuten vermehrte Blühflächen (umgewandelte Grünflächen) weniger Arbeits- und Plegeaufwand, sowohl für Grünämter und Bauhöfe im Landkreis als auch für Privatpersonen, sofern sich diesem Projekt auch auf privater Ebene angeschlossen wird.

    Aktuell entsteht eine sogenannte Blühwiesen-„Starterfläche“ hinter dem Rathaus in Richtung Main. Sie soll zum Nachahmen motivieren. Lassen auch Sie Ihren Garten aufblühen und summen! Anregungen und Tipps zum Anlage einer Blühwiese bzw. Umwandlung von Grün- zu Blühflächen erhalten Sie auf unserem nächsten TAB-Reiter: „Anlage von Blühlfächen“.

  • Hier erhalten Sie einige Informationen zur Anlage von Blühflächen:bluehwiese

    • Es gibt Saatgutmischungen, die man an den jeweiligen Standort angepasst werden können (sollten). Fragen Sie hierzu am besten im Fachhandel nach und beschreiben Sie die Lage des Standortes (Bodenverhältnisse…)
    • Bodenvorbereitung ist extrem wichtig, z. B. aufgrund der Bekämpfung von Problemunkraut (z. B. Quecke). Mehrfaches Umbrechen/Fräsen kann notwendig werden (mind. 10 cm tief). Ggf. kann auch ein Bodenaustausch und/oder eine Abdeckung per Planen/Pappkartonagen sinnvoll sein.

    Für die Herstellung von Blühflächen eignen sich:

    • Ansaaten
    • Staudenpflanzen
    • Gehölzpflanzen

    Zwiebelpflanzen (Geophyten), die sehr früh oder sehr spät im Jahr blühen, eignen sich ebenso. Diese sind in manchen Samenmischungen schon enthalten.

    Beim Verwenden von Mischungen sollten Sie daher vorab darauf achten, welche Arten von Samen enthalten sind und ob diese mit Ihrem Boden „korrespondieren“.

  • Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) hat nachstehendn Flyer veröffentlicht:cover-flyer

    Der „intelligente“ Blumenkasten

    Hierin enthalten sind Tipps und Anregungen zur Gestaltung eines solchen Kastens, woher man die Pflanen/Samen bekommt, wie wertvoll die Bepflanzung für Insekten UND Küche sein kann, über die Nachhaltigkeit der Pflanzen und natürlich Informationen zur Pflege. Und diese hält sich – laut Flyer – tatsächlich in Grenzen!

    Flyer downloaden

     

     

     

     

    weitere Infomationen des LWG